1. April bis 31. Mai 2012
Das Leben als Collage und die Welt in Cartoons - Arbeiten von Andreas Prüstel
Das Museum präsentiert in einer neuen Sonderausstellung den Cartoonlobbyisten und Eulenspiegel-Zeichner Andreas Prüstel. Zwei Ausdrucksformen der Komischen Künste und der gezeichneten Satire sind es, deren sich Andreas Prüstel besonders gern bedient: die Collage und der Cartoon.
Als Collagist schaffte er mit Schere und Kleber surreale neue Welten, sezierte die DDR und legt die Innereien des bundesdeutschen Alltags bloß. Seit 2001 entstehen aber auch verstärkt Cartoons zu Politik und Gesellschaft, Leben und Tod, Mann und Frau, Alter und Armut ... zum täglichen Wahnsinn, wie man sie aus der Satirezeitschrift "EULENSPIEGEL" kennt und liebt.
Diese gezeichneten Kommentare zu Zeitgeist und Zeitgeschehen bilden den Schwerpunkt der Schau mit weit über 100 Originalzeichnungen im Luckauer Museum. Zur Ausstellung von Andreas Prüstel erscheint, das erste eigene Buch gleichnamigen Titels mit ausschließlich Cartoons des Künstlers aus Berlin-Pankow.
Buchpremiere "Normaler Schwachsinn" - Cartoons, die das Leben so schreibt.
Das Leben ist kein Zuckerschlecken! Aber mit einer gesunden Portion Irrsinn lässt es sich gut aushalten. Andreas Prüstel enttarnt - mal sanftmütig, mal schonungslos - das alltäglich Schwachsinnige im vermeintlich Normalen. So entlockt er uns Bild für Bild einen heilsamen Lacher.
Im Schaltzeit Verlag erscheint pünktlich zu Ausstellung das erste gleichnamige Buch mit seinen besten Cartoons - kuratiert vom Museumsleiter Andreas Nicolai.
Biografie
Andreas Prüstel wird 1951 in Leipzig geboren.
Von 1976 bis 1977 besucht er die Abendakademie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Dort studiert er, u.a. bei Egbert Herfurt, mit dem Schwerpunkt Buchillustration.
Er ist vom Surrealismus fasziniert und bleibt es auch noch, als er von den präzisen, Zeit raubenden Bleistiftzeichnungen zur Collage wechselt. 1978 zieht er nach Berlin und arbeitet als technischer Zeichner. Im Jahr 1985 kann er Kandidat des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR werden. Dies ermöglicht ihm die freiberufliche Arbeit als Collagist und Cartoonist.
Es kommt zu Verbindungen mit kritischen Künstlern in der DDR und zu zahlreichen Kontakten mit internationalen Künstlern.1987 schickt er, auf eigene Faust, Arbeiten zur Ausstellung "Gipfeltreffen" an das "Wilhelm-Busch-Museum" in Hannover. Zu DDR-Zeiten gibt es keine eigenen Veröffentlichungen von Andreas Prüstel in Zeitungen oder Zeitschriften. 1988 erscheint unter der Rubrik "Der freche Zeichenstift" eine Vorstellung durch Herbert Sandberg in der Zeitschrift "Das Magazin".
Mit der politischen Wende kann er sich endlich zu Wort melden. "Als die Mauer kippte, schnippte es bei mir aus. Ich arbeitete wie ein Verrückter", sagt er. Seit November 1989 vor allem für den "Eulenspiegel", in dem er anfangs zeitweise mit zehn Arbeiten und mehr vertreten ist.
Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfährt eine seiner Titelcollagen für den "Eulenspiegel" aus dem Jahr 1996, gegen den die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley erfolgreich klagt. Bis heute zählt er zu den ständigen Mitarbeitern der Satirezeitschrift. Eine weitere Publikation, für die er bis heute arbeitet, ist die Berliner Obdachlosenzeitung "Straßenfeger". Darüber hinaus erscheinen Arbeiten u.a. im Stadtmagazin "Zitty", in der Zeitung "taz", bei "SPIEGEL-Online" und in der "Sächsischen Zeitung".
1992 bringt der Eulenspiegel Verlag die erste Publikation mit Collagen von Andreas Prüstel unter dem Titel "Aufschnitt" heraus. Es ist ein "Post-Karten- Buch". Er ist Mitherausgeber von Cartoonbüchern und einer erfolgreichen Reihe von thematischen Sammelbänden mit Cartoons und Karikaturen unterschiedlichster Zeichner im Eulenspiegel Verlag.
Andreas Prüstel war 2011 in der Ausstellung und im Katalog "Test the West ! - Karikaturisten aus Ostdeutschland“ im Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst Hannover vertreten, die vom Cartoonmuseum Brandenburg und dessen Museumsleiter Andreas Nicolai kuratiert wurde.
Im August 2019 verstarb Andreas Prüstel in Berlin und die Cartoonlobby-Stiftung hat sich stark engagiert, damit das künstlerische Erbe für die Nachwelt gesichert werden konnte.