1. Februar bis 31. März 2012
"Bös-art" von Ottfried Zielke in der Sammlung vom Cartoonmuseum
Cartoons, komische Zeichnungen, Malerei, Visuelle Poesie, satirische Skulpturen, Buchobjekte ... alle diese Fassetten und noch mehr gehören zum Schaffen des Zeichners Ottfried Zielke. Dies zusammen ergibt eine abwechslungsreiche Schau, die zeigt wie sich das "Cartoonhafte" durch alles zieht was der Zeichner künstlerisch umsetzt.
Im vergangenen Jahr konnte der Cartoonlobbyist und Wahlbrandenburger Ottfried Zielke seinen 75. Geburtstag feiern. Die "Sammlung_Museum für Humor und Satire" in Luckau widmet seinem Werk im Februar und März eine Sonderausstellung.
Zielke zählte zur Literaten- und Künstlerszene Ostberlins, die in den letzten Jahren der ehemaligen DDR, ihre ganz eigenen Wege und Ausdrucksformen jenseits des verordneten und reglementierten Kulturbetriebes fanden. Mail-Art, Künstlerbücher und Visuelle Poesie sind vor allem die alternativen Betätigungsfelder, auf denen Ottfried Zielke sich damals ausprobiert.
Mit der politischen Wende 1989 wurde es auch für ihn interessant, sich mit satirischen Blättern an der gesellschaftlichen Diskussion zu beteiligen und diese auch in Zeitschriften wie dem "Eulenspiegel" zu veröffentlichen. Er beteiligte sich an unzähligen Ausstellungen, Katalogen im In- und Ausland, arbeitet für unterschiedliche Editionen und Verlage. Im Selbstauftrag entstehen darüber hinaus bis heute Unikatbücher. Diese und Werke von Ottfried Zielke befinden sich in über 30 bedeutenden Sammlungen auf der ganzen Welt.
Die Ausstellung umfasst über 120 Originalblätter, großformatige Bilder, Künstlerbücher, Modellbuchkisten mit Dummis, Skulpturen und weitere Objekte von denen bereits ein Teil zu den Beständen des Museums zählt.
_die Cartoons
Aus dem umfangreichen Angebot wurde eine repräsentative Auswahl getroffen. Der Zeitraum der Entstehung der Cartoons erstreckt sich von 1989 bis 2010, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den 90er Jahren liegt.
_ die Bilder
Provokation, Witz und Ironie charakterisieren auch die großformatigen Gemälde des "Arbeiter- und Bauernsohns" Ottfried Zielke, wie er sich gern selbst betitelt. In seinen Bildern wie Büchern thematisiert er Befindlichkeiten, Konsumfetischismus, Amerikanisierung und die Bedrohung durch Rechtsradikalismus. Durch seine Arbeit als Cartoonist bringt er Schärfe und oft auch eine gehörige Portion Bosheit mit in seine Darstellungen. Gern arbeitet er mit bekannten aber auch ebenso verhassten Symbolen, die für unseren Umgang miteinander, ja sogar ganze Gesellschaftssysteme standen oder stehen. Hier sind vor allem neuere Arbeiten zu sehen.
_die Bücher
Zu einer wunderbaren Ergänzung der Ausstellung tragen die vorhandenen "Modellbücher" bei, die als Vorlagen für die einzigartigen Unikatbücher des Künstlers dienten. Diese werden ebenso, wie hunderte von handgemalten Unikat-Postkarten liebevoll in eigens dafür gestalteten Kästchen aufbewahrt. Sie werden so zu Gesamtkunstwerken.
Die Titel und Bemerkungen auf Büchern und Objekten geben einen tiefen Einblick in die skurrile Gedanken- und Bilderwelt des Ottfried Zielke. Sie strotzen nur so vor Anspielungen, dadaistischen Auswüchsen und humorvollen Wortspielen.
Ottfried Zielke zu seinen Buchprojekten: "Das Wichtigste für mich ist das Thema, das ich mir stelle. Ich suche in einschlägiger Literatur nach Inhalten, sammle Bildmaterial und Texte. Oder ich erhalte einen Text (z.B. von Uwe Warnke) und beginne, Bildsymbole dazu zu entwickeln. Schwerpunkt ist immer der Text. Die Abfolge des Künstlerbuches wird genau skizziert und in einem kleinen Modellbuch Seite für Seite die gestalterische Spannung ausgelotet."
_ satirische Skulpturen
Einige Beispiele von Figuren, Hampelmännern, Masken und Objekten sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Im Sinne von Ottfried Zielke muss dies als Beschreibung genügen ... denn wichtiger ist, was die Bilder zu sagen haben.
Es sind die Arbeiten eines Schrägdenkers, Wortakrobaten und "Durchsehers" ... gewöhnungsbedürftig, schrill und von frischer Hemmungslosigkeit. Die Arbeiten eines wahren Vertreters der "Bös-art", wie seine Lebensgefährten diese Kunstrichtung so treffend betitelt.
Nahezu das gesamte Lebenswerk der Cartoons ging bereits zu Lebzeiten von Ottfried Zielke als Schenkung in das Eigentum der "Stiftung Museen für Humor und Satire" und ihrer Sammlung über. Nach dem Tode des Künstlers im Jahr September 2016 bewahrt die Cartoonlobby-Stiftung auch weiterhin dieses Kulturerbe für die Zukunft und die kunstinteressierte Öffentlichkeit.