1. Juli bis 31. August 2011
Jubiläumsausstellung zum 80. Geburtstag
Im Juli 2011 wäre Peter Dittrich 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wurde ein besonderes Ausstellungsprojekt zum Schaffen dieser beeindruckenden Künstlerpersönlichkeit zusammengestellt. Interessierte Museen und ähnliche Institutionen können diese umfassende Schau gern übernehmen und bei sich zeigen.
Die letzten zwei Lebensjahre von Peter Dittrich hatte der Kurator der Ausstellung gemeinsam mit dem Künstler begonnen, dessen Lebenswerk aufzuarbeiten. Denn dieser gehörte inzwischen zu den wenigen noch lebenden, Pressezeichnern und Karikaturisten, die mit ihrem künstlerischen Schaffen ein ganz besonderes Stück Deutsch-Deutscher Geschichte begleitet haben. Anknüpfend an vorab getroffene Absprachen, wurden die Arbeiten im Sinne des Künstlers fortgesetzt und eine Jubiläumsschau mit Beginn 2011 zusammengestellt.
Mit seinem Lebenswerk steht Peter Dittrich für eine ganze Generation von Zeichnern der ehemaligen DDR. Er ist ein fest verankert in der Tradition einer speziellen künstlerischen Auffassung ostdeutscher Prägung. In der Karikatur ebenso, wie in seinen anderen künstlerischen Arbeiten. Von 1953 - 1993 kommentieren seine Zeichnungen das Weltgeschehen und Experiment Sozialismus auf deutschem Boden. Mit der Überzeugung, dass auch die Wende- und Nachwendeereignisse nur eine "Pause im Klassenkampf" einläuten, verabschiedet er sich aus dem aktiven Zeichnerleben. Nicht ohne weiterhin regen Anteil an Geschichte und Politik zu nehmen. Aber gezeichnet hatte er das alles schon längst.
Sein ca. 10 000 Zeichnungen umfassendes Werk aus über 40 Berufsjahre bildet den Fundus aus dem die Ausstellung schöpfen kann.
Biografie von Peter Dittrich
(Autor und Kurator - Andreas Nicolai entnommen aus "EULENSPIEGEL - Klassiker der ostdeutschen Karikatur" - Wilhelm Busch Museum - Hannover 2008)
Peter Dittrich wird 1931 in Teplitz–Schönau, heute tschechische Republik, als Sohn eines Lithografen geboren. Den 2. Weltkrieg erlebt er als Kind in Dresden. Flucht, Vertreibung und Armut prägen seine Jugend.
1948 beginnt sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden; es ist die Zeit intensiven Zeichnens und zahlreiche Studien in den unterschiedlichsten Techniken entstehen. Er hat Aktunterricht bei Prof. Erich Fraas. Dieser lehrt ihn, den menschlichen Körper zu begreifen. Er weiß fortan: Man soll körperliche Gebrechen, menschliches Leid nicht zum Gegenstand einer Karikatur machen.
Früh wächst das Interesse Dittrichs an Pressegrafik und politischer Zeichnung. Sein Lithographie-Lehrer Otto Dix bestärkt ihn.
1951 wechselt er an die Kunsthochschule in Berlin- Weißensee und studiert dort bis 1952. In der Viersektorenstadt Berlin weht ein freierer Wind. Hier hofft er Zugang zu solchen Blättern, wie »Ulenspiegel« oder »Athena« zu finden. 1952 erscheint die erste Dittrich- Karikatur im »Frischen Wind«. Der erste Schritt zum Eulenspiegel-Zeichner ist vollzogen.
Die 50er und 60er Jahre sind für seine künstlerische Entwicklung die entscheidendsten und bieten die interessantesten Herausforderungen. Er zeichnet Illustrationen für den Kinderbuchverlag und andere Verlage, arbeitet wie viele bildende Künstler damals mit dem Film und dem Fernsehen zusammen und nutzt die neuen, anders gearteten Möglichkeiten dieser Medien. Er ist Mitarbeiter der Sendereihe „Zeitgezeichnet", in der sich bekannte Karikaturisten des In- und Auslandes von 1957-59 gegenseitig den schwarzen Fettstift in die Hand geben, um vor den Augen des Publikums auf einer Glasscheibe das politische Zeitgeschehen zu glossieren. Er zeichnet für das Trickfilm-Studio der DEFA und den Deutschen Fernsehfunk. „Die Anatomie des Dr. A" oder der Zeichenfilm „Im Schneesturm" zu Puschkins Novelle sind zwei der wichtigsten Arbeiten auf diesem Gebiet. Es entstehen Vorlagen für Produktionen in den Trickfilmstudios in Dresden und beim Deutschen Fernsehfunk.
Die 70er Jahre sieht er als Zeit der gesellschaftlichen Stagnation an. Dennoch: Der »Eulenspiegel« fordert den Einfallsreichtum der Zeichner und zunehmend neue Ideen. Seine Arbeiten wenden sich immer mehr gegen jede Form von Kulturlosigkeit im Alltag der DDR. Das ist die mangelnde Verkaufs- oder Gaststättenkultur, das verkitschte Kunstgewerbe, die hässliche Kunst am Bau, die verordnete Massenkultur und vieles mehr. Die Architektur der Plattensiedlungen, der gedankenlose Umgang mit Kultur- und Baudenkmalen und die lieblose Städtesanierung sind ihm ein Dorn im Auge.
Er zielt auf die selbst gemachten kleinen bunten Welten der Bürger, ihre Datschen und Freizeitbeschäftigungen. Seine außenpolitischen Karikaturen richten sich weiter gegen Umweltverschmutzung, Hochrüstungspolitik und Kriegstreiberei.
Peter Dittrich ist beteiligt an verschiedensten Ausstellungen im In- und Ausland, er erhält neben vielen anderen den 1. Preis der satirischen Zeitschrift »Jesch« in Belgrad 1986 und den „Vaterländischen Verdienstorden“ in Bronze. Bis 1993 erscheinen die Karikaturen von Peter Dittrich im »Eulenspiegel« und kommentieren so auch die Veränderungen im Verlauf der Wiedervereinigung Deutschlands.
Bis zu seinem Tode 2009 lebt er zurückgezogen in Petershagen bei Berlin.