1. Juni bis 31. Juli 2012

Jubiläumsschau zum 75. Geburtstag

Der prominente Karikaturist und Eulenspiegel-Zeichner Reiner Schwalme kann im Juni seinen 75. Geburtstag begehen. Das Museum präsentiert in einer neuen Sonderausstellung den Mitbegründer der Cartoonlobby und Groß Wasserburger aus unserem Landkreis mit einem repräsentativen Streifzug durch sein Lebenswerk.


Unter den über 120 Originalblättern werden in dieser Ausstellung nicht nur tagespolitische Karikaturen und satirische Arbeiten für den „EULENSPIEGEL“ zu sehen sein, sondern die Besucher lernen auch den Grafiker Reiner Schwalme mit anderen Facetten seines Könnens kennen. Dazu zählen u.a. Plakate, Illustrationen zu Büchern unterschiedlichster Verlage und für Kinderzeitschriften sowie Arbeiten für das Fernsehen. Gezeigt wird diese Schau in den Monaten Juni und Juli und die Eröffnung ist am Sonntag, dem 3. Juni um 14 Uhr. Reiner Schwalme wird natürlich kommen und die Laudatio hält der ebenso bekannte Eulenspiegel-Autor Ernst Röhl auf seine ganz besondere heiter ironische Art.

 Reiner Schwalme findet spät zur politischen Karikatur und zum »Eulenspiegel«. Wird er gerade deshalb zu einem der wichtigsten Karikaturisten in der Vor- und Nachwendezeit? Seine Arbeiten sind von einem unverwechselbaren, flüssigen Strich und seine Ideen von einer Frische, die nicht nur der »Eulenspiegel« in dieser Zeit braucht. Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Toleranz und Frieden sind die großen Themen für die er sich schon immer stark macht. Reiner Schwalme sieht sich eher als zeichnender Journalist, die politische Tagesmeldung ist gedanklicher Ausgangspunkt für seine Karikaturen.

Dabei lässt er den Betrachter nicht im Unklaren, wem seine Sympathie gilt. Es sind die Verlierer, die Schwachen, die Nichtcleveren der Gesellschaft. Er ist der zeichnende Anwalt des „kleinen Mannes“. Seine Karikaturen gehören inzwischen zu den am meisten prämierten und zu den bekanntesten in der Bundesrepublik.

Reiner Schwalme wird als einziges Kind eines Stellmachers und einer Schneiderin in Niederschlesien Liegnitz geboren und verbringt seine frühe Kindheit in Kliczkow (heute Polen). Als Umsiedlerkind kommt Reiner Schwalme kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges in den Harz. Durch einen glücklichen Zufall entgeht die Familie auf der Flucht vor dem Krieg nur knapp dem Bombenangriff auf Dresden. Reiner Schwalme besucht in Sangerhausen die Oberschule. Zeichnen ist von Kindesbeinen an seine Leidenschaft.
Nach dem Abitur geht er nach Berlin und bewirbt sich an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. Er besteht die Aufnahmeprüfung, studiert dort ein Jahr und wird dann exmatrikuliert. Die Begründung ist künstlerische Phantasielosigkeit; über die wahren Gründe kann er nur spekulieren. Er wechselt zur Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin-Schöneweide und beendet dort seine Ausbildung im Herbst 1959 als Gebrauchsgrafiker. Die beruflichen Perspektiven sind, bei der staatlichen Werbeagentur DEWAG Propagandamittel zu gestalten oder im Studio für Synchronisation bei der DEFA Vorspänne für Filme zu entwickeln. Beides entspricht nicht seinen Vorstellungen. 

Alternativ beginnt er als Grafiker bei der DDR-Gewerkschaftszeitung »Tribüne«, immer mit der Hoffnung so schnell wie möglich freiberuflich tätig zu werden. Er fertigt hauptsächlich Vignetten, Illustrationen, Diagramme und Schrift. Gleichzeitig beginnt mit Illustrationen u.a. für den »Berliner Verlag«: mit »NBI« und »FF Dabei« und für den »Verlag Junge Welt« mit seinen Kinderzeitschriften »Trommel«, »Technikus«, »ABC- Zeitung« und »Bummi«. 1966 schafft er den Schritt in die Selbständigkeit. Er illustriert Bücher für »Aufbauverlag«, »Verlag Neues Leben« und »Postreiter Verlag«.

In der »Trommel« erscheint von 1978-1986, meist nach den Sommerferien, die Comic-Serie „Rolf und Robert“. Zwei weitere Comic-Serien mit Bildern und Texten von ihm entstehen Anfang der 80er Jahre für die Frauenzeitschrift »Für Dich«: „Der Schatz von Finkenrode“ und „Ferien im Mittelalter“. Sie gehören nicht nur zu den langlebigsten DDR-Bildergeschichten, sondern auch zu den wenigen, in denen Alltag und Mentalität dokumentiert werden.
Mitte der 70er Jahre löst Reiner Schwalme den Hauszeichner der »Tribüne« ab und zeichnet nun täglich Karikaturen hauptsächlich zu innenpolitischen Themen.

1985 lädt ihn die Redaktion des »Eulenspiegel« zur Mitarbeit ein. Im Zusammenhang mit Gorbatschows Perestroika und Glasnost, den verstärkt beginnenden Auseinandersetzungen und Diskussionen über Wechsel und Wandel in der DDR-Gesellschaft wächst auch die Bedeutung der Karikatur und der satirischen Zeichnung in der Öffentlichkeit.

Die ersten Jahre beim Eulenspiegel sind für ihn Lehrjahre. Kollegen wie Heinz Behling sind ihm dabei mit ihrer Arbeits- und Herangehensweise Vorbild.

1989/90 profiliert sich Reiner Schwalme zu einem der wichtigsten Chronisten des rasanten Wandels. Kaum ein anderer Zeichner im »Eulenspiegel« dokumentiert so lückenlos das Geschehen und trifft die schwierige Gemütslage in dieser Zeit so genau.
Er bekommt schnell Kontakt zu den alten Bundesländern, beteiligt sich an den ersten Ausstellungen von Eulenspiegel-Zeichnern in Westberlin. Seine Zeichnungen werden vielfach bundesweit nachgedruckt, man lädt in zu Ausstellungen ein. Er arbeitet zeitweise für die Gewerkschaftszeitung »metall«, für das Stadtmagazin »Tip« und für den Berliner »Tagesspiegel«.

Einige seiner Arbeiten zur Deutschen Wiedervereinigung wurden im Rahmen der bundesweiten Wanderausstellung „1 + 1 = EINS – Vier Karikaturisten zeichnen die Vereinigung Deutschlands“ gezeigt und hängen nun im Ausstellungsbereich des Deutschen Bundestages im Paul-Löbe-Haus. Viele seiner besten Karikaturen gehören heute zur Sammlung im Haus der Geschichte in Bonn.

Für seine Zeichnungen erhält er den 2. Preis beim „Köpenicker Karikaturensommer“ 1992, den 1. Preis bei der „Gothaer Karikade“ 1994. Mehrfach geht der „Deutsche Preis für die politische Karikatur“ an ihn, so als 1. Preis 1995/1998/2002/2005 und als 3. Preis 1997/2007. Hinzu kommen der 1. Preis beim Internationalen Karikaturenwettbewerb EXPO 2000, der 3. Platz beim „Deutschen Karikaturenpreis“ 2000, der Publikumspreis beim „Festival in Knocke Heist“ 2000, der 1. Preis bei der „Rückblende“ 2005 und 2011, der „Nast-Preis“ der Stadt Landau und der 1. Preis beim Karikaturenwettbewerb „Vision D“ 2006.

Er ist Gründungsmitglied der Cartoonlobby e.V.
Seit 1993 lebt Reiner Schwalme in Groß Wasserburg im Unterspreewald und zeichnet für den »Eulenspiegel« und regelmäßig für den Berliner »Tagesspiegel«, seit 1992 schickt er täglich die politische Tageskarikatur an die »Sächsische Zeitung« nach Dresden.

Das gesamte Lebenswerk von Reiner Schwalme befindet sich inzwischen als Dauerleihgabe im Besitz der "Stiftung Museen für Humor und Satire" und ihrer Sammlung. DieCartoonlobby-Stiftung bewahrt dieses wichtige Stück Karikatur-Geschichte für die Nachwelt auf und stellt dieses der Forschung zur Verfügung.


Karikatur von Reiner Schwalme 2006
Karikatur von Reiner Schwalme 2006

 

Reiner Schwalme - Illustration zur Programmvorschau für das DDR-Fernsehen 1975
Reiner Schwalme - Illustration zur Programmvorschau für das DDR-Fernsehen 1975

 

Karikatur von Reiner Schwalme 1998
Karikatur von Reiner Schwalme 1998

 

Karikatur von Reiner Schwalme für EULENSPIEGEL 1989
Karikatur von Reiner Schwalme für EULENSPIEGEL 1989

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Reiner Schwalme - Illustration 1983
Reiner Schwalme - Illustration 1983

 

Reiner Schwalme - Illustration 1979
Reiner Schwalme - Illustration 1979

 

Karikatur von Reiner Schwalme für EULENSPIEGEL 1987
Karikatur von Reiner Schwalme für EULENSPIEGEL 1987

 

Karikatur von Reiner Schwalme 2004
Karikatur von Reiner Schwalme 2004

 

Karikatur von Reiner Schwalme für EULENSPIEGEL 1984
Karikatur von Reiner Schwalme für EULENSPIEGEL 1984

 

Karikatur von Reiner Schwalme 1992
Karikatur von Reiner Schwalme 1992

 

Karikatur von Reiner Schwalme 2003
Karikatur von Reiner Schwalme 2003

 

Karikatur von Reiner Schwalme -Tribühne 1988
Karikatur von Reiner Schwalme -Tribüne 1988

 

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Logo der Sammlung und des Museum - Bildmotiv eines Zeichners mit Narrenkappe und Mappe - Entwurf von Reiner Schwalme

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