Ernst Kahl Porträt 2014 sw c Tom Hintner

Ernst Kahl Porträt 2014 - © Foto: Tom Hintner

Pressemitteilung

Frankfurt / München, 9.7.2025. Im Namen der Familie von Ernst Kahl geben das Caricatura Museum Frankfurt, das Satiremagazin Titanic und der Verlag Antje Kunstmann bekannt, dass der Hamburger Künstler Ernst Kahl nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren am 5.7.2025 in Schwabstedt verstorben ist.

„Das ist ein dramatischer Verlust für die Komische Kunst. Ernst Kahl hat auf vielen Feldern der Komik Maßstäbe gesetzt, war Vorbild und Lehrer. Er war einer der ganz Großen.“
Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum Frankfurt

„Er konnte alles. Das wilde, dreiste, schwarze, altmeisterliche, genauso wie das liebliche, harmlose, scheinbar amateurhafte. Seine Bilder, Cartoons, Comics und Installationen waren eine Kampfansage an eine verblödete Realität. Er veredelte den Kalauer zum Meisterwerk und kalauerte sich durch die Hochkunst. Vor ihm durfte sich niemand sicher fühlen. 1991 verkaufte er sowohl Titanic als auch Konkret dasselbe Bild und beide setzten es stolz und nichtsahnend zeitgleich auf den Titel. Eine Frechheit, die sich nur Kahl erlauben konnte.“
Hans Zippert, Herausgeber des Titanic-Magazins

"Er war das Universalgenie der Komik, der Alleskönner und Allesverlacher. Nur langweilen konnte er nicht."
Oliver Maria Schmitt, Herausgeber des Titanic-Magazins

„Mit großer Bestürzung haben wir bei Kunstmann vom Tod des sehr verehrten Ernst Kahl erfahren. Nicht nur einer der größten komischen Künstler, sondern auch einer der freundlichsten und fröhlichsten Menschen auf diesem Planeten hat uns verlassen. Das ist furchtbar traurig, aber was bleibt sind die ganzen Erinnerungen an einen Künstler, der seinesgleichen suchte, und ein Werk, das so zeitlos schön und lustig ist, das es nie in Vergessenheit geraten wird.“
Moritz Kirschner, Geschäftsführer des Verlags Antje Kunstmann

Ernst Kahl war ein Multitalent der Komischen Kunst. Von ihm stammen Gemälde, Cartoons, komische Zeichnungen aber auch Filme, Drehbücher und Lieder. Als einer der großen Maler der Komik hat er das Können und die Technik der alten Meister unter souveräner Missachtung der herkömmlichen Witz-Ökonomie im humoristischen Genre auferstehen lassen. Von ihm stammen einige Klassiker der Komischen Kunst.

2007 erhielt Ernst Kahl den Satirepreis Göttinger Elch. In ihrer Begründung schrieb die Jury: „Der Geheime Held. Kahl ist das klassische, grandiose Multitalent. Hochgebildet. Tiefschürfend. Immer fern tradierter Eloquenzen in Wort, Bild und Klang. Er ist in der Lage, alles zu erschaffen, und nichts geht ihm verloren. Ein frecher Erneuerer, und ein bedächtiger Bewahrer (wenn es ihm nötig erscheint). Dies von seltenster Qualität, durchaus weitab vom finanzorientierten Kulturbetrieb. Kunst darf bei ihm komisch sein […].
Dem Komischen schenkt er immer wieder frischen, verblüffenden Sinn, der prompt die Kunst erweitert. In seinen Welten singt die Bestie das Schlaflied, und im Schönen interessiert ihn das Verborgene, aus dem es erwächst. Ein Poet des Alltäglichen, ein Magier des Undenkbaren. Wenn Kahl irgendwo Grenzen witterte, wusste er, was zu tun ist“.

Ernst Kahl wurde 1949 in Schleswig-Holstein geboren und lebte in Hamburg und Schwabstedt. Von ihm stammen zahlreiche Buchpublikationen, Gemälde, Cartoons, Objekte und Bildergeschichten.

Er publizierte u.a. in Pardon, Konkret, Titanic, Die Zeit und der Süddeutschen Zeitung. Die regelmäßig in der Zeitschrift Der Feinschmecker unter „Kahls Tafelspitzen“ veröffentlichten Arbeiten wurden 1992 vom Art Directors Club Deutschland ausgezeichnet. Zu seinen Arbeiten gehörten Skripte und Drehbücher für den Film "Werner - Beinhart!"; er war zusammen mit Detlev Buck Autor des Drehbuchs für den Film "Wir können auch anders" (Bundesfilmpreis in vier Kategorien, u.a. für das beste Drehbuch) und des Kurzfilms "Archie" (Nominierung für den Deutschen Kurzfilmpreis).

Weitere Kurzfilme waren z.B. "Der Lober" und "Everybody Glad". Zusammen mit dem Gitarristen Hardy Kayser bildete er die Musikcombo Ernst Kahl & Kayser, früher bekannt als "Die Trinkende Jugend". 2007 war Ernst Kahl der erste Leiter der Sommerakademie fürKomische Kunst, die seitdem von der Caricatura in Kassel ausgerichtet wird.

Man hörte es Ernst Kahl regelrecht an, dass er es ernst meinte: „Es wird Zeit, dass das Absurde und Komische Eingang in die Kunst finden. Beim Lachen hört die Kunst auf, und das ist ein Witz.“ Denn zwischen Kunst und Karikatur, zwischen ernster und angeblich nur unterhaltender komischer Kunst scheinen immer noch Welten zu liegen, obwohl es seit geraumer Zeit etliche Maler gibt, die diese Lücke überzeugend füllen. Oder, um es mit Robert Gernhardt zu sagen: „Seitdem die bildenden Künstler das ihrer Meinung nach sinkende Schiff ‚Tafelmalerei‘ verlassen haben, um rattengleich die Rettungs- und Schlauchboote Installation, Video und Performance zu entern, haben auf dem Dampfer komische Künstler das Steuer übernommen, erprobte Fahrens- und Malermänner wie Michael Sowa, Ernst Kahl und Rudi Hurzlmeier.“

Die Malerei Ernst Kahls hat mit dem schnellen Zeichnen der Karikaturisten und Cartoonisten nichts zu tun. Er malte in der Manier alter Meister, ohne Sprech- oder Denkblasen, häufig tauchen Tiere auf, frei nach dem Motto, dass Tiere auch nur Menschen sind, erwischt ein Hase auch mal eine Schlange und zeigt sie triumphierend im Maul.

Auszeichnungen und Ausstellungen

1989 1. Preis des Wettbewerbs der Cartoonale, ausgeschrieben vom Kunstmuseum Düsseldorf

1993 Bundesfilmpreis zusammen mit Detlev Buck für das Drehbuch für "Wir können auch anders"

1992 Art Directors Club Deutschland für „Kahls Tafelspitzen“ in Der Feinschmecker

2007 Göttinger Elch

2011 Wilhelm-Busch-Preis

2014 Sondermann-Preis für Komische Kunst Ausstellungen (Auswahl)

1983 Warschau, „The world is laughing“ Karikaturen Museum

1987 Berlin, Galerie am Chamissoplatz

1993 Paris, Centre Georges-Pompidou

1994 Hannover, Wilhelm-Busch-Museum

1995 Kassel, Caricatura Galerie

2002 Zürich, Galerie Hauptmann & Kampa

2004 Hamburg, Norddeutsches Landesmuseum

2007 Göttingen, Altes Rathaus

2012 Lütjenburg, Galerie 2ter Blick

2013 Frankfurt, Caricatura Museum, mit Rudi Hurzlmeier & Michael Sowa

2014 Lütjenburg, Galerie Richter, mit Rudi Hurzlmeier & Michael Sowa & F.W. Bernstein

2014 München, Deutsches Jagd- & Fischereimuseum, mit Rudi Hurzlmeier & Michael Sowa

2015 Jena, Romantikerhaus, mit Michael Sowa

2019 Frankfurt, Caricatura Museum

 

Jesus zeigt Lenin seine Wundmale - Klassiker von Ernst Kahl