Jörg Räder war ein Bewunderer der Künste und ganz besonders der Karikatur und er tat alles, um diese auch im Rahmen seiner Arbeit in der „Gemeinsamen Landesplanung von Berlin-Brandenburg“ mit in seine Tätigkeit einzubeziehen und z.B. in Ausstellungen zu präsentieren. Das Große Waisenhaus zu Potsdam mit seinem imposanten Treppenhaus, in dem seine Arbeitsstätte lag, reizte ihn dort die Wände mit populärer Kunst zu zieren und dies als außergewöhnliche Form der Öffentlichkeitsarbeit den Verantwortlichen im Ministerium zu unterbreiten.
Dabei stieß er nicht nur auf Begeisterung und musste so manchen Widerstand überwinden. Mit großem persönlichem Engagement und „losgeeisten“ finanziellen Mitteln, gelang es ihm dennoch immer wieder Projekte zu realisieren und sogar Kataloge dafür zu drucken. Nicht zuletzt, indem er namhafte und anerkannte Persönlichkeiten aus Journalismus, Wissenschaft und Politik zu Schirmherrschaften, Grußworten und Reden unaufhörlich drängte und diese dann vor sich hertrug, wie er sagte, gelang es ihm auch eine gewisse Akzeptanz bei seinen Vorgesetzten für seine eindrucksvollen kulturellen Unternehmungen zu erreichen.
Für seine Karikaturenschauen stellte Jörg Räder gern Paarungen von jeweils zwei verschiedenen Protagonisten der kritischen Zeichenkunst zu einem übergeordneten Themenschwerpunkt zusammen und präsentierte die Auswahl der Künstler dazu im Waisenhaus und Katalog.
Aber es gab auch Personalausstellungen mit bekannten Künstlern wie Klaus Staeck, Harald Kretzschmar, Walter Herzog oder Manfred Butzmann. Eigene Vorlieben bestimmten also das selbst auferlegte Programm des Hauses.
In den letzten Jahren seiner Tätigkeit im Potsdamer Ministerium entstanden thematische Ausstellungsprojekte insbesondere auch als Begleitung zu den Kulturlandjahren Brandenburgs. Darunter mehrere Projekte, die von den Mitgliedern der bundesweiten Vereinigung Cartoonlobby zusammengestellt wurden. Dazu zählten Ausstellungen wie „Pommes Fritz“ zum Jubiläum des Preußenkönigs Friedrich II oder „Grenzfälle – Nachbarn wie Du und Ich“ ausgehend von den historischen Beziehungen von Preußen, Sachsen und Brandenburg bis hin zu Nachbarschaften in der Gegenwart von EU und der ganzen Welt.
Besonders erfolgreich war die Ausstellung der Cartoonlobbyisten „Klimawandel durch Energiewende – Karikaturen für eine bessere Welt“ zu der Jörg Räder gleich drei Ministerien mit ins Boot holte und dabei die Grenzen des Machbaren auslotete. Auf Tafeln als Wanderausstellung konzipiert, war diese brandaktuelle Ausstellung nicht nur in Potsdam zu sehen, sondern war über fünf Jahre erfolgreich in der Bundesrepublik unterwegs und ebenso in Brüssel. Oftmals auf Initiative und Vermittlung von Jörg Räder.
Bis zuletzt hat er das Projekt nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben betreut und Ausstellungsorte wie Partner dafür gesucht. Auch der Cartoonlobby blieb er treu, wurde außerordentliches Mitglied – nahm an ihren Stammtischen und Besprechungen rege teil. Immer wieder versuchte er über ehemalige Kontakte den Verein in seinen Anliegen weiterzubringen, machte Werbung für deren Cartoonmuseum in Luckau und animierte wichtige Entscheider die Karikatur als Mittel zur Verdeutlichung ihrer Themen einzusetzen.
Die Cartoonlobby verlor mit Jörg Räder auch einen seiner aktivsten und interessiertesten Mitstreiter im Kampf um die Anerkennung der Komischen Künste.