Er war ein ruhiger und bescheidener Zeichner, der nicht viel Aufhebens von sich machte. Was er sagen wollte, sagte er durch seine Cartoons. Diese sprechen ihre eigene Sprache mit feiner Ironie, versponnenem Witz, aber auch schwarzem Humor.
Genauso still und leise ist Lothar Otto nun am 7. August 2019 von uns gegangen. Der kleine und sensible Zeichner ertrug die Last langjähriger Krankheit und Behandlungen nicht mehr. Bis zuletzt hat er gezeichnet und seinen Humor nicht verloren.
Was bleibt sind seine wunderbaren Arbeiten, die uns ein gehöriges Stück phantasievolle Alltagsphilosophie vermitteln und die sich schon bei ihrer Entstehung eine Aktualität weit über den Tag hinaus bewahrt haben.
Lothar Ottos kritischen Betrachtungen zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeist sind verallgemeinernd und treffsicher. Werden überall auf der Welt verstanden, fanden Anerkennung bei Wettbewerben auf der ganzen Welt und bei seinen Künstlerkollegen.
Seine Cartoons, Lithografien und Illustrationen bekamen ihren Ehrenplatz in den Museen und Sammlungen der Zeichenkunst. Das Wilhelm Busch Museum Hannover ehrte den Künstler 2008 in der Ausstellung „EULENSPIEGEL – Klassiker der ostdeutschen Karikatur“ und 2015 gab es unter dem Titel „PRottoTYPEN - Cartoons, Nonsens und vieles mehr“ eine Personalausstellung zum Lebenswerk von Lothar Otto im Cartoonmuseum Brandenburg. Dessen „Sammlung Museen für Humor und Satire“ bewahrt seit dem erste Arbeiten des Künstlers für die Nachwelt auf.
Die Zeichnungen von Lothar Otto sind zeitlos und an keinen bestimmten Ort oder gesellschaftliche Verhältnisse gebunden. Sein Stil ist von grafischer Klarheit, verspielter Naivität und frischer Ausstrahlung. Sein Motto: „Ich denke, also spinn ich.“ Zieht sich durch sein gesamtes Lebenswerk.
Cartoon von Lothar Otto 2005 - Sammlung Museen für Humor und Satire
Lothar Otto wurde 1932 in Chemnitz geboren. Nach dem Schulabschluss erlernt er den Beruf des technischen Zeichners.
Von 1952- 1957 studiert er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Obwohl er sich bereits in der Schulzeit für Karikaturen interessiert, ist doch erst zum Ende seines Studiums klar, dass seine weitere Entwicklung in diese Richtung geht.
Nach dem Studium arbeitet er als Angestellter bei der DEWAG, einer staatlichen Werbeagentur in Gera. Seit 1960 ist Lothar Otto als freiberuflicher Grafiker und Illustrator tätig und lebt in Leipzig.
Seine erste Eulenspiegel- Zeichnung erscheint 1961 im „Gemüsegarten“, einer Seite, die den Einsendungen von Nachwuchszeichnern vorbehalten ist. Mitte der 60er Jahre hat er sich durchgesetzt. Weitab von der Berliner Redaktion, liefert Lothar Otto kritische Humorzeichnungen, die sich nicht an den Maßgaben und Vorschlägen der Redaktion orientieren.
1971 erscheint im »Eulenspiegel« erstmals das Nilpferd „Ottilie“, ein Geschöpf, das dem Zeichner sehr am Herzen liegt. Eine eigene Geschichte mit diesem erscheint 1980 im Kinderbuchverlag und wird zu einem Bestseller. Illustrationen zu Kinderbüchern anderer Autoren folgen. Tiere spielen dabei eine wichtige und immer wiederkehrende Rolle.
Eine weitere unerschöpfliche Ideenquelle sind Wortspielereien. So heißen Bücher von ihm »Popogei und Telefant« »Ottografieh« oder »Otto´s Wortspielcasino«. Nimmt man Lokomotiven, Heuschrecken, Könige ... als Lieblingsmotive mit dazu, ist man schon mitten drin in der versponnenen Welt von Lothar Otto.
Seine Cartoons erscheinen ab 1963 in der Frauenzeitschrift »Für Dich«, ab 1966- mit Unterbrechungen- in der »Freien Welt« und ab 1967 im »Magazin«. Von 1974-1987 gibt es Zeichnungen von ihm auf der Humorseite zur Wochenendbeilage der »Leipziger Volkszeitung«. Er zeichnet für die Zeitschrift »Elternhaus und Schule« und in den 80er Jahren für das Jugendmagazin »Neues Leben«.
In seinen rund 60 Berufsjahren ist er aber auch als Grafik- Designer tätig. Er entwirft Wandgestaltungen für Kindergärten und Ausstattungen für Cafés, zeichnet Pausen- Trickfilme wie die „Beschreibung eines Tigers“ und Pausentafeln für das Fernsehen der DDR. Otto illustriert über ein Dutzend Humorbücher für den Eulenspiegel Verlag. Er fertigt Illustrationen zur regionalen Geschichte und zu Büchern in sächsischer Mundart.
Von 1985-1990 arbeitet er mit an der Zeitschrift »Der Drache« und ist von 1990-1997 Mitglied der Redaktion.
Die Cartoons von Lothar Otto finden ihre nationale und internationale Anerkennung, bei Ausstellungen und Wettbewerben bekommt er mehr als 25 Preise, darunter dreimal bei der Biennale im Greizer Satiricum 1978/80/82 (zwei erste Preise und den Preis der Zeitschrift Eulenspiegel), zwei dritte Preise und den Preis der Satirezeitschrift in Gabrowo/ Bulgarien 1973/81 und 1975. Die Silbermedaille 1979 in Arcona/ Italien, 1980 den „Goldenen Hut“ in Knocke Heist / Belgien, 1992 der Spezialpreis in Skopje/ Jugoslawien , 1996 der Publikumspreis der „Karikatura“/ Rostock, 1998 die Silbermedaille in Legnice/Polen und 2007 der 3. Preis beim Stuttgart Cartoon Award seien hier noch genannt.
Bis zu seinem Tode veröffentlicht er regelmäßig im »Eulenspiegel« und in der Schweizer Satirezeitschrift »Nebelspalter«.
Cartoon von Lothar Otto - 2017
Lothar Otto - Sein Lebenswerk übernahm die Stiftung "Museen für Humor und Satire" der Cartoonlobby im Dezember 2019 in ihre Sammlung.