Foto © Michèle Fischels
Pressemitteilung der Stadt Plauen
e.o.plauen Förderpreis an Michèle Fischels übergeben
Am Samstag (13. September) ist die Künstlerin Michèle Fischels als 10. Preisträgerin mit dem e.o.plauen Förderpreis ausgezeichnet worden. Die Laudation auf die Preisträgerin hielt Prof. em. Dietrich Grünewald, Kunsthistoriker und Vertreter der Comicforschung. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Duo Stiehler/Lucaciu umrahmt.
Oberbürgermeister Steffen Zenner: „Mit den Verleihungen des e.o.plauen Preises und des e.o.plauen Förderpreises erlangte die Stadt Plauen regionale, bundesweite und sogar internationale Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit der e.o.plauen-Gesellschaft stiftet und finanziert die Stadt Plauen seit 1995, also seit 30 Jahren, diese Preise. Mit dem e.o.plauen Preis werden Künstlerinnen und Künstler für ihr Lebenswerk geehrt. Für die jüngeren Preisträgerinnen und Preisträger dient der e.o.plauen Förderpreis auch als ‚Sprungbrett‘, mit ihren Arbeiten stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Ziel der Initiatoren der Preise ist es, an den Zeichner , Cartoonisten und Illustrator Erich Ohser zu erinnern und das grafische Schaffen in den Genres Cartoon, Pressezeichnung, und Buchillustration im Kunstschaffen der Gegenwart zu fördern. Mit diesen Preisen haben wir einen würdigen Rahmen geschaffen.“
Michèle Fischels wurde 1993 geboren und hat im Sommer 2024 ihren Master in Design an der Fachhochschule Münster abgeschlossen. Sie arbeitet als Illustratorin und Comiczeichnerin und veröffentlichte unter anderem in der Anthologie „Jazam" und zuletzt ihr Onlinecomic-Projekt „Fault Line“. „Outline" ist ihr Buchdebüt, für das sie mit dem „LUCHS des Jahres 2024“ ausgezeichnet wurde. www.mohnfisch.de
Michèle Fischels: "Auszeichnungen für Illustrationen jeglicher Art waren für mich bis dato immer etwas quasi Abstraktes, eine Wunschvorstellung, die höchstens für bekanntere Künstler und Künstlerinnen Realität wird. Entsprechend irreal kam es mir vor, als mir die Mitteilung erstmals gemacht wurde, dass mir dieser Preis verliehen werden wird. In dem Moment habe ich die Nachricht innerlich noch sehr gefasst zur Kenntnis genommen, glaube ich. So peu à peu kamen dann über die nächsten Tage hinweg Etappen des 'Sackens', in denen ich gedanklich aus meiner jeweiligen Situation in kurze Ausbrüche von Euphorie abgeschweift bin. Schwer zu beschreiben, ich kann großes Glück nicht auf einmal fassen, dazu braucht es stille Momente, in denen mein Kopf laut werden kann.“
Ausstellung bis 12. Oktober
Im Rahmen der Preisverleihung wurde auch die Ausstellung „Der Königin ihr Kind“ von Michèle Fischels eröffnet. Bis zum 12. Oktober 2025 sind ihre Arbeiten in der Galerie im Malzhaus zu sehen.
Initiatoren des e.o.plauen Preises und des e.o.plauen Förderpreises sind die Stadt Plauen und die e.o.plauen-Gesellschaft e.V., die in diesem Jahr den e.o.plauen Förderpreis bereits zum 10. Mal verliehen haben. Die e.o.plauen Preisverleihung ist ein regional bedeutsames Projekt und wird vom Kulturraum Vogtland-Zwickau gefördert.
www.e.o.plauen.de
Die Jury, die Michèle Fischels zur e.o.plauen Förderpreisträgerin 2025 ernannten, gehörten an: Andreas Platthaus (Leiter des Ressorts Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Vorsitzender der Jury zur Nominierung der e.o.plauen Preisträger), Dr. Iris Haist (Vorständin der Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung), Prof. Dr. Dietrich Grünewald (Universität Koblenz), Dr. Ulf Häder (Direktor Sommerpalais Greiz), Anna Haifisch (Comiczeichnerin), Prof. Ute Helmbold (Professorin für Illustration an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig) und Petra Rank (Stadträtin Plauen).
Hintergründe
Seit 1995 vergeben die Stadt Plauen und die e.o.plauen-Gesellschaft e.V. gemeinsam den e.o.plauen Preis sowie den e.o.plauen Förderpreis. Damit möchten sie einerseits Erich Ohser, sein Leben, sein Werk und Wirken ehren und andererseits „e.o.plauen“ als Sohn der Stadt im Gedächtnis bewahren. Darüber hinaus sollen bedeutende Künstler*innen und Nachwuchskünstler*innen geehrt werden, die mit ihrem Schaffen die künstlerischen Traditionen Erich Ohsers fortsetzen.
Der e.o.plauen Förderpreis
Den e.o.plauen Förderpreis, der bisher neun Mal vergeben wurde, erhielt 1997 die gebürtige Ostberlinerin Anke Feuchtenberger, ihr folgte im Jahr 2002 der aus Radeberg bei Dresden stammende und heute in Berlin tätige Grafikdesigner Volker Schlecht. 2005 folgte der Illustrator und Karikaturist Frank Hoppmann aus Münster, 2007 erhielt den Preis der Berliner Comiczeichner Jens Harder und 2010 wurde die Hamburger Comiczeichnerin Line Hoven geehrt. 2013 erhielt die Leipzigerin Renate Wacker die Auszeichnung, 2016 die Leipziger Zeichnerin und Illustratorin Anna Haifisch. 2019 wurde die ebenfalls in Leipzig wohnende Lina Ehrentraut mit dem Preis geehrt, 2022 folgte Sumi Rho.
Der Förderpreis ist mit einem Preisgeld von 4.000 Euro dotiert. Dieser selbst stellt eine stilisierte silberne Zeichenfeder dar und wurde vom Plauener Silberschmied Mathias Heck geschaffen.
Der e.o.plauen Preis
Der e.o.plauen Preis der Stadt Plauen wird im dreijährigen Rhythmus vergeben.
Als „Oscar der Cartoonisten“ honoriert der e.o.plauen Preis das Schaffen bedeutender Künstler unserer Zeit im Genre Karikatur/Cartoon, Pressezeichnung und Buchillustration.
Erster Preisträger war 1995 der bekannte Cartoonist F. K. Waechter, ihm folgten Paul Flora (1999, †), Robert Gernhardt (2002, †), Tomi Ungerer (2005, †), Jean-Jacques Sempé (2008, †), Ivan Steiger (2011, †), Wolf Erlbruch (2014, †), Barbara Henniger (2017), Michael Sowa (2020) und Isabel Kreitz (2023).
Die e.o.plauen-Gesellschaft e.V.
Die e.o.plauen-Gesellschaft e.V. wurde am 2. Oktober 1993 gegründet. Prof. Dr. Willi Daume, ehemaliger Präsident des NOK für Deutschland, Dr. Rolf Magerkord, zum damaligen Zeitpunkt Oberbürgermeister der Stadt Plauen sowie Christian H. Ohser, Sohn Erich Ohsers, gehörten unter anderen zu den Gründungsmitgliedern der e.o.plauen-Gesellschaft e.V., die ihren Sitz in Plauen hat. Erster Präsident der Gesellschaft war der inzwischen verstorbene Willi Daume, dessen Nachfolge am 29. September 1997 der ehemalige Bundesaußenminister, Prof. Hans-Dietrich Genscher, antrat. Letzter Vorsitzender war Walter Klaubert, jetziger amtierender Detlef Narloch.
Der Zeichner Erich Ohser – e.o.plauen
Erich Ohser wurde am 18. März 1903 in Untergettengrün (Vogtland) geboren. 1907 übersiedelte die Familie nach Plauen, dort besuchte er auch die Schule. Nach einer Schlosserlehre und einem Studium an der Akademie für Graphische Künste in Leipzig, wo er auch Erich Knauf kennenlernte, arbeitete er zusammen mit diesem und mit Erich Kästner für die Plauener Volkszeitung. Im Jahr 1930 heiratete Erich Ohser seine Kommilitonin Marigard Bantzer. Im Dezember 1931 erblickte Sohn Christian das Licht der Welt.
Als Buchillustrator (für Büchergilde Gutenberg, Deutsche Verlagsanstalt und andere) und als Zeichner satirischer Szenen für Zeitungen und Zeitschriften wie – neben der Plauener Volkszeitung – die Neue Revue, die Neue Leipziger Zeitung oder den Vorwärts wurde Erich Ohser bald in ganz Deutschland bekannt. Er übernahm Illustrationsaufträge, unter anderem für Kästners erste Gedichtbände. 1929 reiste er mit Kästner nach Paris, 1930 nach Moskau und Leningrad. Aus dieser Zeit stammen die kraftvollen und drastischen Illustrationen zu Michail Soschtschenkos „Die Stiefel des Zaren“, die vielfach als ein Höhepunkt von Ohsers Schaffen angesehen werden.
Durch Vermittlung Knaufs zeichnete Ohser ab 1929 für den sozialdemokratischen Vorwärts. Ziel seiner satirischen Angriffe waren da auch Größen der NSDAP wie Hitler und Goebbels. Ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung wurde Erich Ohser von der Reichspressekammer nicht in die Berufsliste aufgenommen, was faktisch ein totales Berufsverbot bedeutete. Erst nach Intervention von Johannes Weyl, dem Leiter des Zeitschriften-Zentralbüros im Verlag Ullstein – und späteren Gründer der seit 1945 in Konstanz erscheinenden Regional-Zeitung Südkurier sowie auch des Südverlags-, durfte Erich Ohser (nur) unter Pseudonym im Dezember 1934 bis Dezember 1937 die „Vater und Sohn“ – Bildgeschichten in über 150 Folgen in der Berliner Illustrirten veröffentlichen. Ohser wählte das Pseudonym „e.o.plauen“ nach den Anfangsbuchstaben seines Namens und der Stadt seiner Jugend – Erich Ohser aus Plauen.
Erich Ohser wollte nicht emigrieren. Er ging den Weg in die Anpassung. Ab 1940 drängten die Nazis Erich Ohser, für die neue, von der NSDAP entwickelte Wochenzeitung „Das Reich“ zu arbeiten, ein Druck, dem er in seiner sowieso gefährdeten Situation glaubte sich nicht widersetzen zu können. Er verstand es jedoch stets, sich Forderungen nach antisemitischen Karikaturen zu entziehen.
Er, Ohser, fand im letzten Jahr des Krieges, als sich der Zusammenbruch des Dritten Reiches bereits abzeichnete, ein tragisches Ende. Wegen abfälliger Äußerungen über die nationalsozialistischen Machthaber wurde er und sein Freund Erich Knauf denunziert und verhaftet. Goebbels nahm sich persönlich der Sache an. In der Nacht vor dem Prozess vor dem Volksgerichtshof unter dessen berüchtigtem Präsidenten Roland Freisler wählte Erich Ohser am 6. April 1944 in Gestapohaft den Freitod. Der mitangeklagte Redakteur Erich Knauf wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Der gemeinsame Freund Kästner kommentierte später: „Sie wollten mit einem Minimum an Konzessionen das braune Reich überdauern. Sie hofften, es werde gut gehen, und es ging nicht gut. Sie verbargen ihre eigentlichen Talente, damit sie nicht missbraucht würden.“
e.o.plauens „Vater und Sohn“ – Bildgeschichten haben jene Zeit überdauert und bei Jung und Alt weltweit Millionen Freunde gefunden. (Quelle: Vater und Sohn, Band 1 – 3, erschienen im Südverlag Konstanz).
Das Erich-Ohser-Haus in Plauen
Vor allem Ohsers Bildgeschichten von „Vater und Sohn“ sind weltbekannt. Mit der Übernahme des Nachlasses von Erich Ohser im Jahre 2004 und der darauffolgenden Gründung der Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung wurde der Grundstein gelegt, das Lebenswerk des bedeutenden Karikaturisten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Seit 2010 hat der Nachlass des Künstlers im Erich-Ohser-Haus, Nobelstraße 7, sein Domizil. In einem der ältesten Häuser der Plauener Innenstadt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vogtlandmuseum, werden seine Werke, darunter politische Karikaturen, Zeichnungen, Illustrationen und Skizzen sowie persönliche Dokumente in einem stilvollen Ambiente präsentiert. Auch die Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung und das dazugehörige Archiv haben hier ihren Sitz.